Wie das mit mir und dem Yoga begonnen hat …

Gleich einmal vorweg, mich hat Yoga früher nicht interessiert. Sobald ein Trend aus Hollywood im Anmarsch ist, stelle ich mich zur Seite und lasse ihn an mir vorbei ziehen. Das war bei Yoga nicht anders.
Dass es das Leben besser weiß als ich, sollte später zu einer meiner festen Überzeugungen werden.

Ich habe gleich nach dem Studium begonnen, im Controlling zu arbeiten und noch während meiner Probezeit auch an meinem Ausstiegsszenario.
Was soll ich sagen? Ich war gerade Anfang 20 und brauchte das Geld, also blieb ich. Vorerst.
Allerdings erreichte mich eines Tages eine Nachricht aus Australien, die der Anfang vom Ende und gleichzeitig der Beginn von allem war. Meine beste Schulfreundin tingelte erfolgreich in der ganzen Welt herum und finanzierte sich die Reisen in andere Kontinente mit Stipendien. Ich glaube, niemand weltweit war besser darin, Förderungen für Reisen an Land zu ziehen als sie. So las ich eine furchtbar aufregende und witzige Botschaft  von ihr, als mir gerade die Augen vor lauter Zahlen, Zellen und Excel-Tabellen tränten. Da begriff ich, dass sie da draußen das Leben erkundete, während meines hier grauer wurde. Mein Alltag entsprach nicht meinem Ideal eines Twens. Ich ging zwar aus, besuchte zahlreiche Konzerte, hatte einen großen Freundeskreis, aber letztlich saß ich täglich mindestens acht Stunden auf einem Bürostuhl und verrichtete Arbeit, die mir unbeseelt erschien. Die Vorstellung, dass das bis zur Pensionierung so weitergehen sollte, schnürte mir die Kehle zu. Was also tun?
Mein Bauchgefühl sagte, dass ich für einige Monate weit weg wollte, am liebsten nach Asien. Besagte Schulfreundin – natürlich unglaublich gut vernetzt – stellte mir einen Kontakt nach Indien her und ein paar Wochen später hatte ich nicht nur meinen Job gekündigt sondern saß bereits im Flugzeug nach Chennai (Südindien).  Aber es sollte noch ein halbes Jahr dauern, bevor ich selber auf einer Yogamatte Platz nehmen würde.

Was also machte ich in Indien?

Da ich davor nie außerhalb von Europa, Mitte zwanzig und lebenshungrig war, stürzte ich mich ins Ungewisse. Denn Indien ist nicht gleich Indien, abgesehen davon, dass es aus zahlreichen Bundesstaaten mit unterschiedlichen Amtssprachen besteht, herrschen hier auch extrem unterschiedliche Tempi, aber dazu später mehr.

Von der ersten Minute an war ich gefordert. Nichts funktionierte so, wie ich es kannte. Das Offensichtlichste war natürlich der Verkehr, alles, was keucht und fleucht, egal ob mit Rädern oder Pfoten bestückt, bewegt sich in die eine oder andere Richtung, meist schlangenförmig. Die Unterschiede ziehen sich durch alle Lebensbereiche und ich habe mich für ein halbes Jahr bereit erklärt, ehrenamtlich in einem Fischerdorf in Tamil Nadu, Englisch zu supplieren und Marketing zu unterrichten. Ich war Zeugin von arrangierten Ehen, merkte wie Leute mit Behinderungen erniedrigt und benachteiligt wurden, kam aber auch in den Genuss von unendlicher Warmherzigkeit und Demut.

Bevor ich die erste Yogastunde besuchte, hatte ich eine Begegnung, die mein Leben verändern sollte, was ich jedoch erst später erkannte. Ich kam mit einem jungen Inder ins Gespräch, der mir eine Behindertenwerkstätte zeigte. Er schien mir unendlich weise.
Mich interessierte, wie er zu dem Menschen geworden war. Er verwies auf ein Buch, das ihn wach gerüttelt hatte: „Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte“. Der Titel sprach mich zwar nicht an, aber er war auffällig und so behielt ich ihn im Kopf.

Just in der Woche, in der mich eine Freundin aus Österreich besuchte und buchstäblich zum Yoga mitschleppte, stieß ich auf einen Strandverkäufer, der das Buch in englischer Version anbot.
Ein Bild daraus beschäftigt mich seither. Das Leben wird mit einem Garten verglichen, in dem alles blühen und gedeihen könnte. Alle Pflanzen und Wesen vibrieren vor Lebenskraft und Freude. Aber der Mensch lässt Unkraut wuchern, schüttet Gift aus und dann merkt er, wie unzufrieden er mit der Situation ist. In weiterer Folge lässt er das Unkraut noch weiter wuchern, verteilt noch mehr Gift. Er erkennt seine Selbstwirksamkeit nicht.
Das Gift steht für die vernichtenden Gedanken, vor allem uns selbst gegenüber. Ähnlich verhält es sich mit dem Unkraut. Unkraut wuchern lassen, bedeutet automatisierte Gedankengänge, die schon so „normal“ sind, dass sie von selber wuchern (Negativspirale).
Mir ist es damals wie Schuppen von den Augen gefallen, dass ich so viel Destruktives zulasse (an Gesellschaft, Tätigkeiten, Gedanken), dass das Konstruktive oftmals keine Chance hat. Und ich habe mich gewundert, warum mir das Manifestieren schwer fällt ;-).
Wie viel diese Gartenmetapher mit Yoga zu tun hat, werde ich in einem der nächsten Beiträge ausführen, aber jetzt kommen wir einmal zu meinem ersten Date mit Yoga!