In der Höhle der Yogalöwen

Es war die letzte Woche meines halbjährigen Indienaufenthalts und nach den Strapazen des Herumreisens haben wir, eine liebe Freundin aus Wien und ich, es uns an einem Strand in Kerala so richtig gut gehen lassen. An der Strandpromenade reihen sich kleine Lokale aneinander. Man entscheidet spontan, welchen Blick aufs Meer man wählt und voilà, es gibt Yoga vor dem Frühstück, ganz unkompliziert, einfach vorbeikommen und mitmachen. Wie gesagt, ich war nicht sonderlich begeistert, als mich diese Freundin mitgeschleppt hat, aber immerhin hatte sie fast 7.000 Kilometer zurückgelegt, um mich zu besuchen, also musste ich ihr diesen Gefallen erweisen.
Der indische Yogalehrer war eindeutig der Kategorie Akrobat zuzuordnen, er hatte aber gnädigerweise Verständnis für mich blutige Anfängerin und so machte ich mit, soweit ich konnte. Es war sehr fordernd und ich weiß, dass danach einige Muskeln gezittert haben, aber ich fühlte mich fantastisch. Es war ein Hochgefühl, ich wette, jede Menge Endorphine sind durch meinen Körper marschiert und ich wollte mehr davon.
Da es sich um die allerletzten Tage, in denen mein Visum noch gültig war, handelte, hatte ich nur mehr zweimal die Gelegenheit dazu. Ich war emotional gerade sehr wankelmütig. Natürlich freute ich mich auf die vertraute Heimat, auf meine Lieben daheim, aber ich wusste auch, dass ich das unbeschwerte Leben in Indien hinter mir lassen musste. Es galt, sich wieder um einen Job zu bemühen und einen Alltag aufzunehmen, der mit Leichtigkeit nichts zu tun hatte. Yoga beruhigte mich. Es schaltete das Affentheater in meinem Kopf auf Pause.
Würde das auch außerhalb von Indien gelingen?